Hochtourenwoche Wallis 2004
mit Walter Pretthenthaler, Barbara Schnepf und Peter Strassnig


Seit langer Zeit fand im Jahr 2004 wieder eine von der Sektion Voitsberg veranstaltete Hochtourenwoche in den Westalpen statt. Im Schatten der großen und bekannten Walliser-Berge wie Matter-, Weiß- oder Täschhorn, wollten wir versuchen auch den einen oder anderen 4000er zu besteigen. Leider hatten im Vorfeld der Reise zwei Teilnehmerinnen aus gesundheitlichen bzw. familiären Gründen absagen müssen. So machten wir, das waren Walter Pretthenthaler, Barbara Schnepf und meine Wenigkeit, uns auf den Weg nach Randa im Mattertal.

Unser erstes bergsteigerisches Ziel war die Überschreitung der 4023 Meter hohen Weissmies. Der Ausgangspunkt für diese Tour ist die Almageller Hütte. Zu dieser machten wir uns nun von Saas Almagell auf. Über steile bewaldete Hänge und schöne Almen führt der Weg. Lachte uns auf unserem Weg meist die Sonne entgegen, waren doch die meisten Berggipfel, einschließlich unseres Tourenziels, in eine Nebelhaube gehüllt. Wir genossen diesen schönen Hüttenzustieg, ließen uns Zeit um unsere Kräfte zu schonen, und erreichten nach einiger Zeit unsere Unterkunft.

Kurz nach 3 Uhr 30 am nächsten Morgen erschallt auch schon der Weckruf des Wirtes durch die Schlaflager. Noch nicht so richtig munter machen wir uns kurz nach 4 Uhr auf den Weg zum Zwischenbergpass, von dem der Südgrat auf den Gipfel der Weissmies zieht. Im Licht des jungen Tages legen wir Steigeisen und Seil an. Wir steigen über felsdurchsetzte Schneefelder höher, bis wir schließlich auf den felsigen Grat queren. Langsam kommen wir in die Nebeldecke, die auch heute wieder den Berg verhüllt. Wir steigen weiter bergan, überwinden steile Felsaufschwünge, umklettern Gendarmen und überklettern viele Felsblöcke. Inzwischen schneit es aus dem Nebel heraus. Griffe und Tritte sind bald mit einer Schneeschicht bedeckt, nun ist Vorsicht geboten. Unter diesen anspruchsvollen Bedingungen erreichen wir nach einiger Zeit das Ende des Felsgrates. Zeitweise lichtet sich der Nebel etwas und hüllt die vor uns steigende Seilschaft auf dem Grat in eine gespenstische Stimmung. Kurz vor 10 Uhr erreichen wir den Gipfel. Froh darüber den Aufstieg hinter uns zu haben, freuen wir uns über diesen Gipfelsieg, sind uns aber auch bewusst, dass der Abstieg mit gleicher Konzentration zu erfolgen hat. Blicken wir doch schon auf die steilen zerklüfteten Eisfelder der Nordwestflanke des Berges hinunter. Bis zum Schluss wird uns hier vollste Konzentration beim gehen in den steilen Eishängen und überqueren der Gletscherspalten abverlangt. Erschöpft aber glücklich erreichen wir kurz nach Mittag die Seilbahnstation und machen uns auf den Weg ins Tal.

Aufgrund der unsicheren Wettervorhersage und der doch anstrengenden ersten Tour, beschließen wir den nächsten Tag mit etwas Sightseeing in Zermatt zu verbringen. Muss man dieses berühmte Bergsteigerdorf doch schon mal besucht haben. Beeindruckt vom Matterhorn, von Preisen und Touristenmassen verbringen wir dort einen netten Tag.

Am folgenden Tag wollen wir uns auf den Weg zur Guide d'Ayas Hütte machen. Ursprünglich wollten wir uns um 7 Uhr aufbrechen, aber nach einem Blick aus dem Fenster steht schnell Fest dass wir noch im Bett bleiben können - es regnet und die Wolkendecke reicht bis ins Tal. Am Vormittag reißt es aber etwas auf und wir fahren mit Taxi, und Seilbahn auf die Station Kleines Matterhorn auf ca. 3700 m. Als wir dort aussteigen, stehen wir in einer Nebelsuppe. Die Sicht beträgt ca. 10 Meter. Wir seilen uns an und folgen erstmal der Spur die unserer Meinung nach wohl die Richtige sein muss. Eine sehr anspruchsvolle Situation in unbekanntem extrem weitläufigen Gelände und bei diesen Sichtverhältnissen. Nach einiger Zeit treffen wir auf eine entgegenkommende Seilschaft, sie bestätigen uns das wir auf dem richtigen Weg zur Hütte sind. Erleichtert verfolgen wir unseren Weg weiter. Nach einiger Zeit beginnt sich der Nebel zu heben und wir sehen auch die Ziele der nächsten Tage, Pollux und Castor. Wir erreichen die Hütte am späteren Nachmittag.

Auf der Guide d'Ayas Hütte frühstücken wir am nächsten Morgen um 5 Uhr und machen uns anschließend auf den Weg zum Zwillingsjoch. Diesmal liegt die Nebeldecke unter uns und über uns breitet sich ein wolkenloser Himmel aus. Vom Zwillingsjoch steigen wir die Westflanke des Castor hoch. Mit zunehmender Höhe wird die Flanke auch steiler, und kurz vor dem Gipfelgrat erreichen wir die Schlüsselstelle, ein kurzer aber recht steiler Eisaufschwung. Steigeisen und Pickel mit bedacht gesetzt und schon sind wir drüber. Nun liegt der Gipfelgrat vor uns, eine perfekte Firnschneide. Von Osten lacht uns die Sonne entgegen. Und kurz vor 9 Uhr erreichen wir den Gipfel des Castor (4228 Meter). Wir alle freuen uns sehr, für Barbara ist es ihr bislang höchster Berg, und Walter freut sich über die gemeisterten Schwierigkeiten. Nach einigen Gipfelfotos machen wir uns wieder an den Abstieg. Dabei macht Barbara den Vorschlag auch gleich noch auf den Pollux zu steigen. Ich hatte ja schon vorher mit dem Gedanken gespielt, wollte meine Kameraden aber nicht überfordern. Gesagt getan, und so steigen wir nach einer kleinen Pause in den Südwestgrat ein. Im unteren Teil über Blockkletterei, bietet eine steile aber versicherte Platten- und Kaminkletterei die Schlüsselstelle. Inzwischen hat sich leider der Nebel der zuvor noch im Tal lag, zu heben begonnen und hüllt uns wieder vollkommen ein. Das letzte Stück des Weges zum Gipfel führt auch hier wieder über einen Schneegrat. Kurze Zeit später stehen wir auf unserem zweiten 4000er an diesem Tag, dem 4092 Meter hohen Pollux. Diesmal gibt's das Gipfelfoto im Nebel, was unserer Freude über einen weiteren Gipfelsieg aber keinen Abbruch tut. Da dieses Wetter nicht zum verweilen einlädt, machen wir uns auf den Rückweg zur Hütte, wo wir am frühen Nachmittag eintreffen. Den Rest des Tages können wir uns nun gemütlich erholen und über die vollbrachten Taten reden und das Erlebte genießen.

Am folgenden Tag machen wir uns auf den Rückweg zur Seilbahnstation Klein Matterhorn. Der Tag ist wieder wunderschön, lediglich bläst ein eisiger Wind. Nochmal marschieren wir vorbei am Fuß von Castor und Pollux. Auf dem Weg zur Seilbahn liegt zur rechten das Breithorn, beliebter und vielbestiegener Gipfel. Wir beschließen diesen auf dem Weg noch ‚mitzunehmen', und folgen den Scharen von Bergsteigern die der ausgetretenen Spur folgen. Selten haben wir so ein Sammelsurium an Seil- und Sicherungstechniken und solchen die es werden wollen, gesehen wie hier. Und einige Zeit später stehen wir, ein Lücke in der Schlange der Besteiger ausnützend, doch alleine am 4164 Meter hohen Gipfel des Breithorns. Uns bläst zwar immer noch der eisige Wind entgegen, die Aussicht auf die umliegenden Berge, und vor allem auf das Monte Rosa Massiv ist unendlich schön. Der kurzweilige Abstieg zur Seilbahnstation Klein Matterhorn gestaltet sich problemlos und wir genießen dort im Windschatten noch die Sonne bevor wir wieder ins Tal müssen.

Die Woche war für uns alle ein voller Erfolg, und trotz der unsicheren Wetterlage haben wir auf vier 4000ern das Gipfelglück genießen dürfen - und jeder von uns hat seinen Horizont in die verschiedensten Richtungen erweitern können!

Einen etwas ausführlicheren Bericht, mit vielen Informationen zu Unterkünften, Touren und etwas mehr Fotos, findest Du auf strassnig.at, der Homepage unseres Jugendwartes Peter Strassnig.

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Bilder Hochtourenwoche Wallis 2004

Aufstieg WeissmiesBarbara und Walter am Südgrat der Weissmies Liskam, Polux, Castor und Breithorn SüdgratPanorame Liskam, Polux, Castor am Polux GipfelWalter, Barbara und Peter am Polux-Gipfel Gipfel CastorBarbara und Walter am Gipfel des Castor
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